Der fremde Ferdinand
24,00 €
Autor: Boehncke, Heiner & Sarkowicz, Hans & Grimm, Ferdinand
ISBN: 978-3-8477-2032-4
Veröffentlichung: 18.11.2020
Leseprobe
Von den Brüdern Grimm ist viel die Rede – doch ein Bruder ist heute vergessen. Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz machen sich auf die kulturhistorisch-philologischen Spurensuche nach dem schwarzen Schaf der Familie.
Ferdinand Grimm (geboren 1790 in Hanau und mit 55 früh gestorben in Wolfenbüttel) sammelte ebenfalls Märchen und Sagen und war ein großer Kenner der Schriftkultur seiner Zeit. In seinem unglücklichen, eigenbrötlerischen Leben half er auch seinen Brüdern beim Zusammentragen von Erzählungen. Anders als seine Brüder ging er direkt zu den Leuten und hörte ihnen bei ausgedehnten Wanderungen zu. Doch die »Brüder Grimm« blieben immer nur Jacob und Wilhelm: Seine drei Anthologien veröffentlichte Ferdinand unter verschiedenen Pseudonymen, wohl, um seinen Brüdern nicht ins Gehege zu kommen.
So ist ein immenser, weitgehend unbekannter Schatz entstanden, aus dem in diesem Buch geschöpft wird. Es versammelt Sagen, Märchen, Briefe und andere Texte neben einem ausführlichen biographischen Essay, der dem »fremden Ferdinand« endlich Gerechtigkeit widerfahren lässt.
Biographie - Boehncke, Heiner & Sarkowicz, Hans & Grimm, Ferdinand
Heiner Boehncke, geboren 1944, war Professor für Vergleichende und Allgemeine Literatur-wissenschaft an der Frankfurter Goethe-Universität. Professor für vergleichende und allgemeine Literaturwissenschaft an den Frankfurter Goethe-Universität und Gastprofessor am Leipziger Literaturinstitut. Er ist Mitglied des PEN und leitete bis 2021 das Rheingau Literatur Festival. Er war zehn Jahre lang Vorsitzender der Lesegesellschaft der Anderen Bibliothek und ist ebenso wie Hans Sarkowicz durch seine Studien dem Werk von Grimmelshausen verbunden. Außerdem ist er Mitautor einer vielbeachteten Geschichte der Familie von Georg Büchner.
Hans Sarkowicz, geboren 1955 in Gelnhausen,war bis 2021 beim Hessischen Rundfunk, zuletzt verantwortlich für die Hörfunk-Kulturwelle hr 2. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er an den Universitäten in Gießen und Frankfurt am Main. Er ist Autor von Biographien, u.a. über Erich Kästner und Heinz Rühmann (zusammen mit Franz Josef Görtz), Mitherausgeber der Werke von Erich Kästner und hat zahlreiche Bücher zu kulturgeschichtlichen, historischen und politischen Themen verfasst.
Rezensionen "Der fremde Ferdinand"
„ »Zwergenfreund und Vogelsprachler«: Wilhelm und Jacob Grimm haderten mit ihrem kaum bekannten jüngeren Bruder Ferdinand. Der war in ihren Augen faul, seltsam, renitent, verschlossen. Und wohl schwul. Vor allem war er ein genialer Märchenerzähler und brillanter Schriftsteller.“Süddeutsche Zeitung (Jutta Person)
„Boehncke/Sarkowicz machen diesen nie beachteten Ferdinand Grimm endlich sichtbar: mit seinen meist kurzen Volkssagen, den »Burg- und Bergmärchen«, die erst nach seinem Tod erschienen, der Schlüsselerzählung »Tante Henriette«, den Texten aus dem Nachlass und auch mit Briefen, die am Schluss in der ausführlichen, reich illustrierten biografischen Erkundung mitgeteilt werden.“
Neues Deutschland (Jutta Person)
„"Der fremde Ferdinand“, wie das ebenso produktive wie akribisch vorgehende Rechercheteam und Autorenduo Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz sein neues – und wunderschön gestaltetes – Buch überschrieben hat, versammelt nicht nur die im Untertitel angekündigten „Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders“, sondern unternimmt zugleich den Versuch, das komplizierte Familiengeflecht der Grimms zu durchleuchten.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Jutta Person)
„Ferdinand war ein Enfant terrible der Familie. Er verfügte über viele Fähigkeiten und noch mehr Interessen. Sein schauspielerisches Talent ließ ihn Leute, die er nicht mochte, trefflich imitieren … oft war er krank … immer fehlte ihm Geld. Dies alles waren Eigenschaften und Marotten, die es Jacob und Wilhelm auf die Dauer schwermachten, ihren zweitjüngsten Bruder zu lieben, vor allem, ihn geduldig zu alimentieren. (…) Vom „Unglück“ Ferdinands war … oft die Rede, auch von seiner „Unnatur“ und dass er „verkehrt gelebt“ habe. (…) Aber die Briefstellen könnten darauf deuten, dass Ferdinand homosexuell war und er seinen Brüdern am Weihnachtstag 1810 berichtet hatte. Es könnte die heftige Reaktion der Brüder erklären: Homosexualität galt im neunzehnten Jahrhundert vielerorts als Krankheit oder Verbrechen. Auch Jacob und Wilhelm Grimm werden nicht anders gedacht haben.
Ferdinand Grimm starb unter elenden Umständen … Postum erschien noch ein Band mit „Burg- und Bergmärchen“, die wie seine beiden andren Bücher zum festen Märchen- und Sagenbestand der deutschen Literatur gehören müssten.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Jutta Person)
Leseprobe
| Hauptlesemotive: | Eintauchen |
|---|---|
| Produktart: | Buch gebunden |
| Produktform: | Hardcover |
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