Oh, ihr Menschenbrüder
ça-ira-Verlag
19,00 €
Produktnummer:
9783862591886
Produktinformationen "Oh, ihr Menschenbrüder"
Während Albert Cohen in Frankreich als Schriftsteller ersten Ranges gilt, ist er hierzulande beinahe unbekannt. Oh, ihr Menschenbrüder (fr. Ô vous, frères humains) begriff er als sein Testament. In dem Alterswerk wendet sich Cohen, der sich dem Tode nahe sieht, seinem sehr viel jüngeren Ich zu und teilt darin seine Erfahrung mit, die ihn zeitlebens nicht mehr loslassen sollte. Als er an seinem zehnten Geburtstag von einem französischen Straßenhändler als Jude beschimpft wird, bricht für ihn eine Welt zusammen. Was folgt, ist eine Erschütterung, wie sie womöglich nur die Literatur darzustellen vermag. Der Antisemitismus, der ihm in der alltäglichsten Szene entgegenschlägt, ist nicht mehr der alte, christliche Antisemitismus, sondern der radikale Antisemitismus der Dreyfus-Affäre. Dieser Antisemitismus hat – wie Cohen selbst festhält – seinen Fluchtpunkt in den deutschen Vernichtungslagern.
Rezensionen "Oh, ihr Menschenbrüder"
»Ich halte Cohens Buch für eines der wichtigsten politischen Werke des zwanzigsten Jahrhunderts.« / Rénald Luzier (»Luz«), Zeichner von Mohammedkarikaturen bei Charlie Hebdo und Überlebender des Terroranschlags auf die Redaktion 2015»In Deutschland kennt man ihn kaum, in der frankophonen Welt wird er verehrt. Cohens Sprache ist dem deutschen Publikum, welches die Kargheit und die Phantasielosigkeit als authentisch verehrt, anscheinend zu opulent und barock. Ahlrich Meyers werkgetreue Übersetzung trifft den fremden Ton Cohens und lädt dazu ein, sich dem Rhythmus der Klage zu überlassen, die statt Nächstenliebe die Einsicht fordert, dass Juden wie Antisemiten Todgeweihte sind.« / Tjark Kunstreich, jungle world
»Der Zehnjährige muss erfahren, wie die Sprache im Angesicht der Gewalt ohnmächtig bleibt. Was nicht für die gewalttätige Sprache gilt: etwa für die ›mörderische Inschrift‹, die das Kind lehrt, dass das Urteil über es schon gefällt ist. Der alternde Schriftsteller weiß, was aus dem Menetekel an den Wänden von Marseille geworden ist: Der ›alte Tötungswunsch‹ hat sich im Unmaß verwirklicht. Und so macht Cohen sich keine Illusionen, sein Schreiben könnte dem etwas anhaben. Wozu dann dieses Buch? Es ist sein Testament: Totenklage, Anklage, und Appell zugleich. Mit ihm tritt Cohen den Beweis an, dass die Ohnmacht der Sprache nicht das letzte Wort hat. Indem sein Schreiben unterschiedliche sprachliche Register zieht, erzählt, ironisiert, appelliert, anklagt, reflektiert, vor allem aber: durch all das hindurch erinnert, erweist es seine ›schwache messianische Kraft‹.« / Sebastian Tränkle, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Es ist wunderbar, dass dieser Text erschienen ist. Und es ist auch wunderbar, dass Albert Cohens assoziationsreiches, fluides Französisch adäquat ins Deutsche übersetzt worden ist.« / Marko Martin, Deutschlandfunk Kultur
»Wiewohl gleich mehrere von Cohens bekanntesten Werken bereits seit Längerem auf Deutsch vorliegen (wie z.B. Die Schöne des Herrn oder Das Buch meiner Mutter), ereilte sie schon früh der Ruf der Unübersetzbarkeit. Begründen mag man dies mit Cohens schier unerschöpflichem Sprachrepertoire, das dem Schriftsteller und Proust-Übersetzer Michael Kleeberg zufolge von ›Elegie‹ bis ›Kracher‹ reicht. In Ô vous, frères humains ist der sprachliche Radius jedoch enger gesetzt. Hier erklingt eine an die hebräische Bibel erinnernde Klagemelodie, die in immer neuen Variationen durch den gesamten Text mäandert. Virtuos gelingt es Ahlrich Meyer, diese auch für französische Ohren gewöhnungsbedürftigen Töne für das deutsche Lesepublikum zu rearrangieren.« / Melanie Koch-Fröhlich, Literaturportal der Universität Landau
Hauptlesemotive: | Auseinandersetzen |
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Produktart: | Buch gebunden |
Produktform: | Hardcover |
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