Radikalität und der Riss zwischen Theorie und Praxis
48,00 €
Eine Videoaufnahme eines Gesprächs mit Mirjam Schaub, Veranstaltungshinweise und ergänzende Informationen finden Sie unter meiner.de/radikalitaet.
Schillernd und fremd, lässt sich Radikalität zu allen Zeiten und in allen Kulturen mit ihrem Hang zum Unbedingten beobachten. Fast immer wirkt sie anstößig und beschämend, wenn auch in Philosophie und Kunst seltener als in Religion, Politik, Gesellschaft. Attraktiv bleibt sie, weil sie etwas Essentielles verspricht: die Schließung des mitunter feinen Risses zwischen Theorie und Praxis, als Versprechen der eigenen Unerpressbarkeit.
Diesem Riss und seinen unerhörten Auswirkungen geht der erste Band von Mirjam Schaubs großem kulturphilosophischem Entwurf nach. Das Buch entführt in die griechische Antike, als ein Theoretiker noch ein fahrender Kulturbotschafter im Mittelmeerraum und eben kein Philosoph ist. Es fragt nach dem Selbstmord des Sokrates und warum dessen Radikalität zugleich eine Wunde schlägt, die Aristoteles meint heilen zu müssen. Um Nachahmung zu unterbinden und zugleich der Philosophie eine Zukunft zu eröffnen, erfindet Aristoteles die Theorie-Praxis-Lücke, indem er Idee und Tat ein Stück weit auseinanderrückt. Diogenes von Sinope aber rebelliert mit drastischen Mitteln gegen diesen heilsamen Schachzug. Er stiftet soziale Unruhe, sorgt für helle Empörung, indem er hedonistische wie asketische Praktiken in aller Öffentlichkeit propagiert. Unfähig, dieses grelle ›Und‹ aus Askese und Hedonismus auszuhalten, zersplittert das radikale, kynische Erbe und teilt sich, folgt man Michel Foucault, auf in Karneval, Mönchtum und Kunst. Diesem Vorschlag geht das Buch nach. In Venedig eröffnet sich mit der ersten europäischen Pest ab 1348 der Gebrauch einer anonymisierenden Maske: Wer seine Komplizen nicht kennt, kann niemanden verraten. Eine solch selbstironische ›Teilzeitradikalität‹ setzt auf Selbstdistanzierung, unpersönliche Formen der Interaktion und auf ein Vertrauen, das absichtlich blind ist.
Rezensionen "Radikalität und der Riss zwischen Theorie und Praxis"
»Endlich ein Buch, das die Verdrossenheit dieser Zeitzone weiträumig umschifft. Warum? Weil es Feigheit und Faulheit mit Kreativität und Witz begegnet. […] Scheinbar mühelos verbindet es die Jahrhunderte und macht Lust auf ein unorthodoxes, aufregendes Denken.«Horst Bredekamp
»Was wir über Radikalität und Radikalisierung in Theorie und Praxis zu wissen glauben, wird hier so einfalls- wie materialreich, so überraschend wie anregend aufgemischt und durcheinandergebracht.«
Eva Geulen
»Radikalität, so zeigt sich, kann einfach nur zerstörerisch sein, aber auch ›smart‹: Sie ist ein Kunstgriff, der es den Kulturen erlaubt, sich zu verändern, um bleiben zu können, was sie sind.«
Ralf Konersmann
»Radikalität ist die Nagelprobe auf die Unterscheidung zwischen Theorie und Praxis im Leben selbst. Diesem Gedanken geht Mirjam Schaub in einer beeindruckenden Studie nach, indem die stummen und lauten Stimmen des Radikalen von der Antike bis in die Gegenwart zum Sprechen gebracht werden.«
Christian Bermes
»[…] ein kluger, wunderbar erzählter Ritt durch 2500 Jahre Radikalitätsgeschichte mit Ausflügen in Politik, Kunst und Philosophie«
Philosophie Magazin 01/2026
| Hauptlesemotive: | Verstehen |
|---|---|
| Nebenlesemotive: | Auseinandersetzen |
| Produktart: | Buch gebunden |
| Produktform: | Hardcover |
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