Radio Nacht
Von einer Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen in der Ukraine begraben werden
Als »Barrikadenpianist« hat er die Revolution zu Hause unterstützt. In der Emigration verdient er sein Geld als Salonmusiker – Josip Rotsky, ein Mann unklarer Identität, dessen Name sich auf Trotzki, Brodsky und Joseph Roth reimt. In einem Schweizer Hotel muss er für den Diktator seines Landes spielen – und wird zum Attentäter.
Nach der Haft zieht Rotsky sich in die heimatlichen Karpaten zurück. Geheimdienstler und andere Finsterlinge trachten ihm nach dem Leben. Mit seiner Geliebten Animé und dem Raben Edgar flieht er nach Griechenland. Erst auf der Gefängnisinsel am Null-Meridian ist Schluss. Dort sendet sein »Radio Nacht« rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt.
Biographie - Andruchowytsch, Juri
Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, studierte Journalistik und begann als Lyriker. Außerdem veröffentlicht er Essays und Romane. Andruchowytsch ist einer der bekanntesten europäischen Autoren der Gegenwart, sein Werk erscheint in 20 Sprachen. 1985 war er Mitbegründer der legendären literarischen Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu (Burlesk-Balagan-Buffonada). Mit seinen drei Romanen Rekreacij (1992; dt. Karpatenkarneval, 2019), Moscoviada (1993, dt. Ausgabe 2006), Perverzija (1999, dt. Perversion, 2011), die unter anderem ins Englische, Spanische, Französische und Italienische übersetzt wurden, ist er unfreiwillig zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur geworden.
Sabine Stöhr, 1968 geboren, studierte Slawistik in Mainz und Simferopol. Seit 2004 übersetzt sie aus dem Ukrainischen, v.a. die Werke von Juri Andruchowytsch und, gemeinsam mit Juri Durkot, das Romanwerk von Serhij Zhadan. 2014 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung ausgezeichnet. Ebenfalls 2014 erhielt sie, gemeinsam mit Juri Durkot und dem Autor, den Brückepreis Berlin für Die Erfindung des Jazz im Donbass von Serhij Zhadan. 2018 wurde Sabine Stöhr und Juri Durkot der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen für ihre Übersetzung des Romans Internat von Serhij Zhadan.
Rezensionen "Radio Nacht"
»Die heterogenen Handlungselemente, ach: die aberwitzigen Wendungen des Geschehens werden durch phantastische Schlenker und hanebüchene Motive miteinander verbunden ... Die Rockmusik und der Sex, der Schotter und die Liebe – Radio Nacht hebt die unverkennbar spätpubertären Züge seiner Hauptperson durch Beschleunigung und postmoderne Ironie auf ein sehr unterhaltsames karnevalistisches Niveau.«Neue Zürcher Zeitung (Jörg Plath)
»Juri Andruchowytsch ist ein Virtuose des karnevalistischen Schreibens.«
Süddeutsche Zeitung (Lothar Müller)
»... ein literarisch hochanspruchsvolles Genremix, in dem sich Märchenhaftes genauso findet wie Komödiantisches. Anklänge an die Popliteratur sind ebenso vorhanden wie Anspielungen auf Klassiker der Weltliteratur.«
neues deutschland (Norma Schneider)
»Die erzählerische Raffinesse ist beeindruckend ... Der Roman verfügt zudem über eine enorme Verweisfülle ... und wie elegant die inhaltlichen und sprachlichen Referenzen [funktionieren, zeigt sich] auch in der deutschen Übersetzung.«
taz. die tageszeitung (Jens Uthoff)
»Heute geht Juri Andruchowytschs Radio Nacht auf Sendung: ein Zeitroman ebenso wie ein Zerrbild, von bestürzender Hoffnungslosigkeit, dabei zugleich ein Ausbund an Lachkultur.«
Frankfurter Rundschau (Christian Thomas)
»Durch die Form des actionreichen Schelmenromans hat Andruchowytsch nicht nur die Lizenz für rasante Wendungen, sondern auch für allerlei Märchenhaftes ... Doch unter der wilden, wüsten, immer wieder auch komischen Schale steckt ein bitterer, schwarzer Kern, einer universellen Trauer über die Opfer der Geschichte, die an Walter Benjamin erinnert.«
DIE WELT (Richard Kämmerlings)
»... so wild und leicht, voller literarischer und historischer Anspielungen, dass [der Roman] einen Leserausch auslösen kann.«
Berliner Zeitung (Cornelia Geissler)
»Wenn Juri Andruchowytsch seine hochtourige Erzählmaschine anwirft, herrscht unverzüglich Ausnahmezustand. In poetischer und in politischer Hinsicht.«
Kleine Zeitung, Graz (Werner Krause)
»Wer dieses Buch liest, lässt sich auf einen Wahnsinnstripp ein, wird von Assoziation zu Assoziation geschleudert, schnappt literarische Bezüge auf, taucht in Räusche und schummrige Kellerkneipen: Radio Nacht ist ein literarisches Wimmelbild ...«
NDR Kultur (Peter Helling)
»Juri Andruchowytsch nutzt geschickt die Lebensgeschichte seines Helden, die politische Entwicklung in der Ukraine während der letzten Jahrzehnte zu erzählen.«
ORF (Peter Helling)
»Ironie und tiefe Traurigkeit, dunkle historische und grelle fiktive Szenen, biografische Details und kreatives Flunkern – Juri Andruchowytsch hat in seinem soeben erschienenen Roman Radio Nacht daraus einen fulminanten Erzählstrom geschaffen, der einen nicht so schnell entlässt.«
Die Presse (Cornelius Hell)
»Jurij Andruchowytschs neuer Roman erzählt dezidiert gegenrealistisch die Geschichte einer Flucht: Radio Nacht ist ein virtuoses Verwirrspiel, augenzwinkernd auf jeder der knapp 500 Seiten.«
Stadtrevue Köln (Paul Jennerjahn)
»Andruchowytschs Literatur ist ein ... Schmelztiegel: Wie Schichten liegen Querverweise und Anspielungen übereinander, lassen manches mal mehr mal weniger eindeutig durchbiltzen.«
SWR2 (Kristine Harthauer)
Hauptlesemotive: | Entspannen |
---|---|
Nebenlesemotive: | Eintauchen |
Produktart: | Taschenbuch |
Produktform: | Taschenbuch |
Anmelden