Tagebuch der Übersiedlung
24,00 €
»Weiß vor Angst und Schlaflosigkeit, machten wir uns auf nachzusehen, was von Marindvor übriggeblieben war.« Wieder sind sie verschont geblieben: ein Granatsplitter hat nicht den Autor und seine Frau, aber die Bücher getroffen: William Faulkner, Nadeshda Mandelstam, Gottfried Kellers »Grünen Heinrich«.
In kurzen, unvergesslichen Szenen beschreibt Dževad Karahasan das Leben im belagerten Sarajevo. Einen Mann, der aus der Warteschlange tritt, sich auf ein Mäuerchen setzt und stirbt. Die Evakuierung der jüdischen Gemeinde. Das absurde Gespräch mit einem französischen Korrespondenten über Hunger und Kälte.
Sarkasmus, Humor, Güte und eine beeindruckende geistige Souveränität charakterisieren die Haltung, mit der Karahasan vom Alltag im Krieg und von der Übersiedlung einer kulturell und religiös polyphonen Stadt in die Sphäre des Idealen schreibt.
Das Tagebuch der Übersiedlung ist ein bleibendes Zeugnis über die Belagerung Sarajevos – weniger im Sinne einer Alltagsdokumentation als durch seine gedankliche und ethische Strahlkraft.
Biographie - Karahasan, Dževad
Dževad Karahasan, 1953 in Duvno/Jugoslawien geboren, Erzähler, Dramatiker und Essayist. Die Belagerung Sarajevos war Thema seines in zehn Sprachen übersetzten Tagebuchs der Aussiedlung (1993) und seiner beiden Romane Schahrijârs Ring (1997) und Sara und Serafina (2000). Für den Essayband Das Buch der Gärten wurde er 2004 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Karahasan lebt in Graz und Sarajevo.
Katharina Wolf-Griesshaber, geboren 1955, studierte Slavistik und Osteuropäische Geschichte in Heidelberg und Bochum. Sie lebt und arbeitet als freie Übersetzerin in Münster.
Rezensionen "Tagebuch der Übersiedlung"
»So ist das Sarajevo von vor der Belagerung durch die bosnischen Serben und der Invasion durch die Touristen in eine ideale Sphäre übergesiedelt, die nur noch die die Literatur, ... durch dieses Tagebuch der Übersiedlung also, zu erreichen ist.«Tobias Lehmkuhl, Süddeutsche Zeitung 05.06.2021
»Dzevad Karahasans Essayband ist ein bewegendes Dokument sowohl des möglichen Reichtums menschlicher Beziehungen unter mörderischen Bedingungen als auch des künstlerischen Widerstands gegen die gewaltsame Zerstörung einer Lebenswelt, die immer schon multikulturell, multiethnisch, multireligiös gewesen ist.«
Peter Strasser, Die Presse 08.05.2021
»Er ist einer der großen europäischen Gelehrten der Gegenwart ... Ein Buch, das man jedenfalls gelesen haben sollte, wenn man die jüngste, schmerzvolle Geschichte Europas besser verstehen möchte.«
ORF 10.06.2021
»Dževad Karahasan ... ist der wichtigste Chronist dieser Belagerung, bei der rund 14.000 Menschen starben, und einer der bedeutendsten Schriftsteller Ex-Jugoslawiens.«
SR2 19.05.2021
»Karahasan wieder zu lesen, ist im Zeitalter vermeintlich einzementierter Identitäten aktueller denn je.«
Marko Martin, DIE WELT 26.06.2021
»Seine umfassende Bildung, sein Vermögen, zu jedem Thema mindestens drei unerwartete, inspirierende Querverbindungen herzustellen und sein analytischer Blick leuchten aus jeder der knapp zweihundert Seiten heraus.«
Freie Presse 01.07.2021
»Kein Geheimnis, dass Dževad Karahasan ein brillanter Erzähler ist. Ebenso kein Geheimnis ist die bittere Ausweglosigkeit Sarajevos im Jugoslawienkrieg. Karahasans neu übersetztes und ergänztes Essay ist die lesenswerte Verbindung beider Geheimnisse.«
Daniel Hadler, kleinezeitung.at 01.07.2021
»Wenn es heute noch Reste der ›Wunderstadt‹ gibt, liegt es auch daran, dass ihre Bewohner während der Belagerung und in den Jahren seither nicht aufgehört haben, deren Erbe zu hüten. Karahasan gießt das in die Formel: ›Es gilt die Form zu bewahren.‹ Ihm ist das gelungen, über den Preis, den er dafür zahlte, schweigt er vornehm.«
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung 06.10.2021
Hauptlesemotive: | Entspannen |
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Nebenlesemotive: | Auseinandersetzen |
Produktart: | Buch gebunden |
Produktform: | Hardcover |
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